Blitz-Comeback rettet sensationelle Serie

Kyrylo Samokysh, Ersatzmann Christian Reim, Nico Müller, Erik Schreyer und Ivo Quett (von links) bejubelten gemeinsam den überraschenden Herbstmeistertitel in der Tischtennis-Regionalliga. Im Sommer erst aufgestiegen, ist die Mühlhäuser TTBL-Reserve die komplette Hinserie ungeschlagen geblieben (Foto: Maximilian Brüning).

TTBL-Trainer Erik Schreyer greift in höchster Not zum Schläger und führt die Mühlhäuser Reserve zum 7:3 über Lugau. Als Aufsteiger gehen die Postler ohne Niederlage durch die Hinrunde und sind Herbstmeister der Tischtennis-Regionalliga.

Mühlhausen. Einen Blick in die Bilanzen zu werfen, kann nie schaden. Fixe Werte sind ein Indikator für Erfolg oder Misserfolg. Im Fall der Reserve des Post SV findet man Belege des Übererfolges. Als Aufsteiger in die Tischtennis-Regionalliga haben sich die Mühlhäuser Herren überraschend den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters der Südstaffel gesichert. In zehn Spielen feierten die Thüringer acht Siege und holten zwei Unentschieden. 47:33 in allen Einzeln und überragende 16:4 in den Doppeln stehen als Fundament.

Dabei kam Starspieler Irvin Bertrand nicht zum Einsatz. Erik Schreyer, Spielertrainer von einst, griff erst ein, als es gar nicht anders ging. Zum Abschluss der Hinserie stand das Gipfeltreffen mit dem TTC Lugau auf dem Plan. Bertrand stand, beim Dezember-Programm der ersten Mannschaft wenig verwunderlich, nicht zur Debatte. Olegs Kartuzovs kurzfristig erkrankt, Routinier Sandijs Vasiljevs mitten im Wiederaufbautraining und Chris Albrecht seit Wochen gesundheitlich angeschlagen.

So war die Bühne – in zwangsweise – bereitet für das Blitz-Comeback von Erik Schreyer: „Ich wollte zumindest im Doppel helfen. Im Einzel hätte für uns Christian Reim parat gestanden. Doch ich habe mich ganz gut gefühlt und einfach weitergespielt.“

Das war nötig, denn sonst hätte es gegen die starken Erzgebirger die erste Niederlage geben können. Schreyer glänzte zunächst im Doppel an der Seite von Ivo Quett mit einem sensationellen 3:0 über Deniz Aydin/Stanislav Chornobaiev. Am Nebentisch besiegten Nico Müller und der bestens aufgelegte Kyrylo Samokysh das Duo René Wolf/Guillermo Gasio mit 3:1. Die erste Rechnung war aufgegangen – das 2:0 beflügelte die Postler spürbar.

Schreyer wusch, von den Mühlhäuser Fans tüchtig angepeitscht, gegen Guillermo Gasio scharf nach (3:0) und konnte sich ein Tränchen nicht verkneifen. „Nach so langer Zeit ohne Wettkampf ein Einzel zu gewinnen, ist selbst für mich etwas Besonderes. Da wird es emotional“, gestand der TTBL-Trainer. Eine Long-Covid-Erkrankung hatte seine sportliche Karriere als Spieler fast zwei Jahre auf Eis gelegt.

Wie weit Schreyer von seiner einstigen Güteklasse entfernt ist, sah man im dritten Auftritt. Das Kräftemessen mit Deniz Aydin ging 1:3 verloren. „Er ist ein Guter, wir kennen uns schon lange. Gegen ihn gab es früher auch schon mal eine Niederlage. Deshalb: Alles in Ordnung. Aber ein richtiges Comeback von mir ist das nicht. Da muss man sich ehrlich machen“, so Erik Schreyer.

Die Trümpfe stachen im unteren Paarkreuz. Kyrylo Samokysh, ohne den Einsatz Schreyers wäre er auf Position zwei gerutscht, zeigte als Nummer drei große Auftritte. Er ließ René Wolf keine Chance (3:0) und rang den gefährlichen Stanislav Chornobaiev mit 3:1 nieder. Da auch Ivo Quett gegen René Wolf hauchdünn die Oberhand behielt (3:2), war den Gastgebern am Kristanplatz der Sieg gewiss. Das 1:3 von Quett gegen Chornobaiev fiel kaum ins Gewicht.

Dafür hatte ein kampf- und nervenstarker Nico Müller gesorgt. War seine spektakuläre Aufholjagd gegen Aydin noch ohne Lohn geblieben (2:3), sollte das 3:2 über Guillermo Gasio nicht nur für das eigene Selbstvertrauen wichtig sein. Seinem Team gab es die Sicherheit zurück, denn in dieser Situation war die 4:1-Führung in schwere Bedrängnis geraten. Letztlich stand das 7:3 an der Anzeigetafel.

Ein Polster von drei Punkten auf Verfolger Eggolsheim liegt für die Mühlhäuser Reserve unter dem Weihnachtsbaum – und verbleibt dort eine ganze Weile. In die Rückrunde starten die Müntzerstädter erst am 15. Februar mit dem Heimspiel gegen Gräfelfing. Was die Ziele angeht, so soll es keine großen Änderungen geben. „Wir wollten den Klassenerhalt schaffen. Das sollte bereits gelungen sein. Im neuen Jahr denken wir weiter von Spiel zu Spiel. Mehr sind nette Wünsche zur Adventszeit“, sagte Erik Schreyer augenzwinkernd und mischte sich bestens gelaunt unter die Fans.