Ohne Kapitän Habesohn zieht sich der Post SV beim 1:3 in Saarbrücken ordentlich aus der Affäre. Trainer Schreyer überrascht mit mutiger Aufstellung. Müller gibt Debüt in der TTBL auf Position eins.
Saarbrücken. Die Herren des Post SV Mühlhausen mussten am 5. Spieltag der Tischtennis Bundesliga (TTBL) eine 1:3-Niederlage bei Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken-TT hinnehmen. An sich kein gänzlich überraschendes Resultat, geht man nach Zahlen und Fakten. Die Saarländer sind längst in den europäischen Tischtennis-Hochadel aufgestiegen, verfügen über einen Kader, der an Qualität und Tiefe kaum Wünsche übriglässt, sind in dieser Saison unbesiegt. Und, in über zehn Jahren Erstliga-Zugehörigkeit haben die Mühlhäuser nie an der Saar gewonnen; in keinem Wettbewerb. Am heimischen LOTTO Thüringen Center Court ja, nur eben nicht im Saarland.
Obgleich sich an der Negativserie nichts geändert hat, gibt die jüngste Begegnung einiges her. Der FCS gönnte seinen beiden Superstars, Patrick Franziska und Darko Jorgic, keine Pause. Hinzu gesellte sich in Cedric Meißner ein vielversprechender deutscher Jung-Nationalspieler. Somit waren die Voraussetzungen von Beginn an wenig vielversprechend für die Gäste. Diese mussten auf Kapitän Daniel Habesohn verzichten; der Österreicher weilt zu einem wichtigen internationalen Turnier in China. Allerdings reichte die Kategorie nicht für eine Verlegung in dem ohnehin wenig freudebringenden Spielplan der nationalen Elite-Liga. Da Posts Franzose Irvin Bertrand nach wie vor im Wiederaufbau-Training feststeckt und im Anschluss an seine neuerliche Operation an der Hüfte weiter Zeit braucht, wurde es in der Halle der Neuberger-Sportschule historisch. In Mühlhausens Neuzugang Nico Müller betrat der erste waschechte Thüringer die große Bühne der TTBL. Zum Erstaunen vieler gleich als Nummer eins der Postler.
Trainer Erik Schreyer war also volles Risiko gegangen, vertraute darauf, dass Steffen Mengel und Ovidiu Ionescu je ein Einzel gewinnen würden und somit gemeinsam das Doppel bestreiten könnten. Die Nummer eins als „Opfer“ – auch in diesen Tagen in der TTBL alles andere als Usus. So lastete gleich zu Beginn eine erhebliche Last auf den Schultern Steffen Mengels. Im Duell mit Darko Jorgic, Nummer zehn der Welt aus Slowenien, benötigte der Siegerländer eine Anlaufzeit von zwei Sätzen, dann war er am Drücker und Jorgic hätte sich über einen fünften Durchgang nicht beschweren dürfen. Jedoch, mit dem 1:3 aus Sicht der Gäste war der Schreyer-Plan schon zu größten Teilen durchkreuzt.
Diese Tatsache hinderte Nico Müller nicht daran, gegen Cedric Meißner eine herzerfrischende Premiere zu spielen und seinen tadellosen Einsatz sogar mit einem verdienten Satzgewinn zu krönen (1:3). Das 2:0 für Saarbrücken zur Pause war an dieser Stelle unvermeidlich gewesen. Das wiederum schreckte Ovidiu Ionescu nicht. Der Rumäne, bisher in dieser Serie eine „kleine Wundertüte“, schwang sich gegen Patrick Franziska zu einem Husarenstück auf, hatte stellenweise das Glück des Tüchtigen und gewann überraschend glatt mit 3:0 gegen den bis dahin ungeschlagenen FCS-Kapitän. Dieser Coup bescherte Nico Müller umgehend sein zweites Einzel – und, er zog sich gegen Jorgic bravourös aus der Affäre. Letztlich standen ein 10:12, 4:11 und 10:12 gegen einen internationalen Großmeister und das 1:3 seines Teams zu Buche. Es war in der TTBL die zweite Niederlage in Folge.
„Wir wussten, dass es extrem schwer wird. Bei der Aufstellung haben wir uns überlegt, wie wir am ehesten gewinnen können. Das Ziel war, dass wir ins Doppel kommen, wo ich uns gute Chancen ausgerechnet habe. Für Nico ist es natürlich ein einmaliges Erlebnis, auf Position eins zu spielen. Er hat sich sehr toll verkauft“, sagte Mühlhausens Trainer Erik Schreyer gegenüber der TTBL.
Am Sonntag, 8. Oktober (16 Uhr), wartet gleich der nächste schwere Brocken auf den Post SV – Spitzenreiter Borussia Düsseldorf wird in Mühlhausen vorstellig. Die Begegnung auf dem LOTTO Thüringen Center Court ist bereits ausverkauft; es wird keine Tickets mehr an Tageskasse geben.