Dank eines umkämpften 3:2-Heimsiegs über die TTF Liebherr Ochsenhausen stehen die Mühlhäuser Herren in den Play-offs der Tischtennis Bundesliga. Irvin Bertrand, Ovidiu Ionescu und Kim Taehyun punkten am ausverkauften LOTTO Thüringen Center Court. Präsident spricht von historischem Erfolg.
Mühlhausen. Der Traum von der zweiten Play-off-Teilnahme für den Post SV ist wahr geworden – früher, als vielleicht erwartet. Die Mühlhäuser Herren bestätigten am 21. Spieltag der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) ihre aktuell tolle Form. Der knappe, wie verdiente 3:2-Sieg am heimischen LOTTO Thüringen Center Court gegen den starken Tabellendritten aus Ochsenhausen spülte zwei volle Punkte auf das Konto der Truppe von Trainer Erik Schreyer und beendete die mathematischen Zweifel, ob Verfolger ASV Grünwettersbach noch würde vorbeiziehen können. Entsprechend entspannt konnte das Duell zwischen den Wettersbachern und Rekordmeister Düsseldorf (3:0 für den ASV!) von Thüringen aus verfolgt werden. „Das ist überwältigend. Nach dem Megaerfolg aus dem letzten Jahr, noch einen draufzulegen, ist einfach phänomenal. Ich weiß nicht, ob das überhaupt zu toppen geht. Mit dem Halbfinale in der Champions League ist das schon jetzt die größte Saison der bisherigen Vereinsgeschichte“, war ein emotionaler Post-Präsident Thomas Baier nach der Partie ins Schwärmen geraten.
Emotional war der Abend am Kristanplatz zu Ende gegangen, emotional hatte er begonnen. Nach Rücksprache mit der TTBL und den Gästen aus Ochsenhausen wurde den gesamten Abend über auf die sonst übliche Einpeitscher-Musik verzichtet; in der offiziellen Begrüßung eine Schweigeminute eingelegt. Zu frisch waren auch beim Post SV die traurigen Eindrücke des schweren, tragischen Verkehrsunfalls am vorangegangenen Wochenende, der sieben Menschen das Leben gekostet hatte. „Es ist schwer, wenn über uns derart dunkle Wolken liegen. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und bei den Rettungskräften. Der gesamte Verein drückt sein tief empfundenes Beileid aus und wünscht alle nötige Kraft in diesen bitteren Stunden“, hieß es seitens des spürbar angefassten Hallensprechers.
Was im Anschluss rein sportlich auf dem LOTTO Thüringen Center Court angeboten wurde, verdiente indes nicht weniger als das Prädikat: Weltklasse. Irvin Bertrand, erstmals als Nummer eins der Postler aufgeboten, präsentierte sich gegen den jungen polnischen Nationalspieler Samuel Kulczycki in glänzender Verfassung und schenkte dem stellenweise nicht schlecht staunenden Ochsenhäuser ein lupenreines 0:3 ein. Als dann Kim Taehyun im Duell mit dem japanischen Meister Shunsuke Togami im Express-Tempo loslegte, trauten die 426 Fans ihren Augen kaum. Doch die Nummer 48 der Tischtennis-Welt fand relativ schnell in die Partie und war in den entscheidenden Phasen der bessere Akteur (8:11, 8:11, 8:11). Mit 1:1 ging es in die Pause.
Ein Leckerbissen auch das dritte Kräftemessen des Abends: Ovidiu Ionescu sollte es mit seinem internationalen Doppelpartner, dem Spanier Alvaro Robles, zu tun bekommen. 2019 waren sie in Budapest gemeinsam Vize-Weltmeister im Doppel geworden. Ein gewohnheitsgemäß von viel Taktik geprägtes Duell ging mit 3:1 an den – endlich wieder – in sich ruhenden und fokussierten Postler, der damit das Entscheidungsdoppel abgesichert hatte. Denn, trotz aller Gegenwehr und vieler spektakulärer Ballwechsel, musste sich Irvin Bertrand im Top-Duell des Abends dem überragenden Shunsuke Togami mit 1:3 beugen. Der Franzose verdiente sich dennoch höchstes Lob.
So hatten sich die Mühlhäuser, bereits das achte Mal in dieser Serie, im finalen Doppel zu beweisen. Und dies taten Ovidiu Ionescu und Kim Taehyun mit absoluter Bravour. Der Schlagabtausch mit Doppelspezialist Alvaro Robles und Samuel Kulczycki war ein intensiver, doch Ionescu führte mit viel Übersicht und Kim fand immer wieder den Mut, die Punkte zu vollenden. Nach verwandeltem Matchball sanken beide Postler auf die Knie und dann in die Arme ihrer Teamgefährten um einen ausgelassenen Erik Schreyer.
Das Publikum spendete stehende Ovationen – der vierte Platz ist unter Dach und Fach. Wer in der Meisterrunde nun Gegner des Post SV wird, kann sich erst am 30. April herauskristallisieren, wenn der finale Spieltag der regulären Saison über die Bühne gebracht ist, da die Schreyer-Truppe im Optimalfall als Tabellendritter beschließen kann.