Die Herren des Post SV wehren sich im Halbfinal-Rückspiel der Champions League in Saarbrücken nach Kräften, unterliegen aber unglücklich mit 1:3. Kim Taehyun hat Sensation auf dem Schläger, Kapitän Daniel Habesohn punktet gegen starken Japaner.
Saarbrücken. Das große Tischtennis-Wunder im Saarland ist ausgeblieben – zumindest für die Herren des Post SV Mühlhausen. Wie im spannenden Hinspiel am heimischen LOTTO Thüringen Center Court, mussten sich die Postler im Halbfinal-Rückspiel der Champions League (TTCLM) dem klar favorisierten 1. FC Saarbrücken TT mit 1:3 beugen. Doch der Traum vom ersten Final-Einzug der Vereinsgeschichte platzte in der gut besuchten Joachim-Deckarm-Halle zu Saarbrücken keineswegs, wie eine Seifenblase. Trotz harter Rückschläge, lieferten die Müntzerstädter den Hausherren einen großen sportlichen Kampf. „Klingt komisch, aber wir hatten tatsächlich mehrere Chancen, die Partie mit 3:0 zu gewinnen und das sogenannte ‚Golden Match‘ zu erzwingen“, erklärte Steffen Mengel.
Der Siegerländer selbst war zu einer der tragischen Figuren der Begegnung geworden: Gut eine Stunde vor Spielbeginn und wenige Minuten vor Abgabe der Mannschaftsaufstellung musste Mengel, den Bilanzen nach stärkster Postler der laufenden Saison, signalisieren, dass er nicht würde auflaufen können. Nach einigermaßen überstandener Schulterverletzung hatte der Hals „dicht gemacht“. Mühlhausens wohlweislich mitgereister Physiotherapeut Torsten Uczessanek war pausenlos im Einsatz gewesen, letztendlich aber machtlos.
Für Mengel durfte kurzfristig Kim Taehyun einspringen – und der Südkoreaner erledigte seinen Einsatz (beinahe) sensationell. Gleich im ersten Einzel sollte es Kim mit keinem Geringeren als Darko Jorgic, der Nummer neun der Tischtennis-Welt, zu tun bekommen. Doch was in den kommenden Sätzen passieren sollte, stand in keinem Drehbuch. Der Außenseiter spielte derart groß auf, dass sich nicht nur die Zuschauer verwundert die Augen rieben. Auch Jorgic schien zu verzweifeln. Kim führte 1:0 und 2:1 in Sätzen, hatte im vierten Durchgang ein 8:7 auf der Anzeigetafel und zog im verkürzten Entscheidungssatz unwiderstehlich auf 5:1 davon. Das vollkommen überraschende 1:0 für die Gäste war zum Greifen nah. Doch Jorgic wehrte vier Matchbälle ab und nutzte seinerseits beim 5:5 den ersten. Der Siegesschrei des Slowenen war markerschütternd und ließ deutlich hören, welche Last von seinen athletischen Schultern gefallen war. Kim Taehyun verließ niedergeschlagen den Court.
Der Post SV, schon mit einer 1:3-Hypothek aus dem Hinspiel gestartet, war jedoch längst nicht fertig mit diesem zweiten Halbfinale: Ovidiu Ionescu überstand einen ersten Ansturm des mit einer Erkältung kämpfenden Patrick Franziska und sicherte sich den ersten Satz mit 12:10. Anschließend spielte der Mühlhäuser aus einem Guss – bis zum 9:5. Dann meldete sich Franziska zurück. Er gewann den Durchgang mit Glück und Geschick und wehrte in Satz drei zu allem Überfluss noch zwei Satzbälle ab. Statt 3:0 für Ionescu stand des 1:2 aus Sicht des Postlers; eine Steilvorlage, die sich der deutsche Nationalspieler nicht nehmen ließ. Das 2:0 für Saarbrücken bedeutete die Entscheidung zugunsten der Hausherren, die sich ausgelassen von ihren Fans feiern ließen.
Nach der Pause bewiesen die Thüringer erst recht, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Keine Möglichkeit auf ein Weiterkommen und Kapitän Daniel Habesohn mit erheblichen Knieschmerzen. Der Österreicher biss jedoch fest auf die Zähne und rang den mit reichlich Vorschusslorbeeren nach Saarbrücken gekommenen Japaner Takuya Jin in fünf sehenswerten Durchgängen nieder. Auch die finale Partie in der Deckarm-Halle sollte über die volle Distanz gehen, allerdings belohnte sich Ovidiu Ionescu auch gegen Darko Jorgic nicht für eine hervorragende Vorstellung (2:3/1:3).
„Das waren doch der Nackenschläge mindestens einer zu viel. Dennoch muss ich unserer Mannschaft ein ganz großes Kompliment aussprechen. Was sie in den beiden Spielen gegen Saarbrücken geleistet hat, ist außergewöhnlich. Wir können sehr stolz sein. Halbfinale in der Champions League – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, sparte Post-Präsident Thomas Baier nicht mit Lob.
Die Glückwünsche gehen indes ins Saarland und zum 1. FC Saarbrücken TT. Patrick Franziska & Co. treffen im Endspiel auf Borussia Düsseldorf. Der deutsche Rekordmeister setzte sich in einem wahren Tischtennis-Drama hauchdünn gegen das Starensemble des TTC Neu-Ulm durch. Für den Post SV geht es intensiv weiter: Am 25. Februar, 15 Uhr, sind eben jene Düsseldorfer Borussia und Timo Boll zu Gast am LOTTO Thüringen Center Court; am Sonntag (15 Uhr) geht es beim TTBL-Schlusslicht 1. FSV Mainz 05 nahtlos weiter.