Dem Favoriten alles abverlangt

Nach seinen Problemen am Schulterblatt des Schlagarms meldete sich Posts Steffen Mengel im Halbfinale der Champions League eindrucksvoll zurück und eroberte gegen Saarbrücken den einzigen Mühlhäuser Einzelpunkt eines großartigen Tischtennis-Abends in der Königsklasse. Die Fans am LOTTO Thüringen Center Court waren trotz der Niederlage begeistert und feierten die guten Leistungen der Hausherren (Foto: Robert Eckardt/Verein).

Im Halbfinal-Hinspiel leisten die Herren des Post SV gegen Saarbrücken heftigen Widerstand, müssen sich im Endeffekt aber mit 1:3 beugen. Steffen Mengel gewinnt beim Comeback souverän. Mühlhäuser Publikum würdigt die Mannschaft trotz der Niederlage mit stehenden Ovationen.

Mühlhausen. Bravourös gekämpft, über weite Strecken großartig gespielt und im ersten Champions-League-Halbfinale der Vereinsgeschichte allerbeste Werbung für Tischtennis, den Verein, die Stadt Mühlhausen und einen sportlichen Freistaat Thüringen betrieben. So, oder ähnlich könnte das Fazit lauten, dass der Post SV Mühlhausen nach dem „Königsklassen-Kracher“ gegen den favorisierten 1. FC Saarbrücken-TT zieht. Vor über 320 enthusiastischen Fans am LOTTO Thüringen Center Court unterlagen die Postler, neuerlich ohne Chef-Trainer Erik Schreyer, zwar mit 1:3 und haben im Rückspiel in der Saarbrücker Deckarm-Halle (Sonntag, 14 Uhr) nun ein ganz dickes Brett zu bohren, doch die Stimmung am Kristanplatz wollte es nicht vergällen. „Wir haben alles probiert. Ovi Ionescu war in seinen beiden Einzeln bärenstark. Gerade gegen Darko Jorgic war ein weiterer Punkt für uns greifbar“, analysierte Steffen Mengel. Der Siegerländer hatte nach einer zweiwöchigen Verletzungspause einen fulminanten Wiedereinstieg gegeben und den Belgier Cedric Nuytinck mit 3:1-Sätzen bezwungen. Für die Mühlhäuser – gerade mental – mehr als nur ein Ehrenpunkt.

Die Partie hatte kurios, fast schon dramatisch begonnen: Mitten in der offiziellen Begrüßungszeremonie erlitt der Oberschiedsrichter einen Schwächeanfall und lag plötzlich mit dem Rücken auf dem Center-Court-Tisch. Beherzt griffen Posts Mannschaftsarzt Dr. Peter Kästner und sein Kollege Dr. Mario Schönfelder ein und versorgten den Unparteiischen. Nach kurzer Erholung und Verpflegung konnte er die Begegnung sogar wieder leiten. „Ich muss mich herzlich für die schnelle und professionelle Hilfe bei den kurzzeitigen Kreislaufproblemen bedanken“, schrieb der betroffene Alexander Pertsch den Postlern noch via Mail ins Gästebuch.

Davon unbeeindruckt zeigte sich Mühlhauens nominelle Nummer eins, Ovidiu Ionescu. Der Rumäne, seit drei Wochen mit ansteigender Formkurve, forderte Saarbrückens Darko Jorgic, immerhin auf Rang neun der Tischtennis-Weltrangliste geführt, alles ab und zwang den Vize-Europameister von München bis in den entscheidenden fünfen Durchgang. Das „Drama verkürzter Decider“ gewann der 24 Jahre junge Slowene knapp mit 6:4 und sorgte für spürbare Erleichterung bei den Saarbrückern.

Als im zweiten Einzel ein physisch, wie mental extrem präsenter Patrick Franziska mit einem lupenreinen 3:0 über Post-Kapitän Daniel Habesohn auf 2:0 für die Gäste stellte, schienen die Weichen für ein klares Ergebnis zugunsten der Saarländer und auf einen kurzen Valentinstags-Abend gestellt. Doch Steffen Mengel meldete sich nach seiner Schulterverletzung eindrucksvoll zurück und besiegte den Belgier Cedric Nuytinck letztlich souverän mit 3:1. Die Hoffnung seitens der Postler war zurück. Und wurde durch Ovidiu Ionescu weiter genährt. Gegen Patrick Franziska holte sich der Publikumsliebling den ersten Durchgang und hatte in den Sätzen zwei und drei beste Chancen. Statt jedoch 2:1 in Front zu ziehen, stand ein 1:2 zu Buche, welches Franziska als Steilvorlage dienen sollte. Der vierte Satz wurde zu einer eindeutigen Angelegenheit und Saarbrücken feierte das 3:1 ausgiebig.

Für das Rückspiel am Sonntag, 14 Uhr, in der Joachim-Deckarm-Halle haben die Thüringer eine hohe Hypothek zu tilgen, allerdings kann man nun endgültig aus der Außenseiterposition heraus frei aufspielen und den Saarländern den Druck des „Müssens“ zuschieben.