Daniel Habesohn überragt

Unmittelbar nach seinem Sieg über Darko Jorgic ließ sich Mühlhauens Kapitän Daniel Habesohn von Trainer Erik Schreyer gratulieren. Ausnahmsweise nicht persönlich, sondern via Handy. Am Sonntag musste der Coach noch das Krankenbett hüten (Foto: Christian Habel/Pixo).

In der TTBL führt Mühlhausens Kapitän sein Team zum Sieg über den 1. FC Saarbrücken-TT. Beim 3:1 am LOTTO Thüringen Center Court schlägt er Tomas Polansky und Darko Jorgic. Alle vier Partien des Tages gehen über die volle Distanz. Post SV weiter auf Platz vier.

Mühlhausen. Der Post SV kann es auch ohne Entscheidungsdoppel – und wie! Angeführt von einem überragenden Daniel Habesohn haben sich die Mühlhäuser am LOTTO Thüringen Center Court mit 3:1 gegen den favorisierten 1. FC Saarbrücken-TT behauptet und am 14. Spieltag der Tischtennis Bundesliga (TTBL) den vierten Rang gefestigt. Die drei vorherigen Partien waren allesamt über die volle Distanz gegangen: 3:2-Siege über den TTC Neu-Ulm und beim ASV Grünwettersbach sowie ein 2:3 aus Post-Sicht gegen Bad Königshofen. Nun das Husarenstück gegen den bisherigen Zweiten.

Zu konstatieren bleibt, dass sich gegen die Saarländer ebenso ein Tischtennis-Krimi erster Güteklasse entwickelte. Auf Seiten der Hausherren wurde der erkrankte Trainer Erik Schreyer vermisst; er musste in ungewohnter Kollektivarbeit, angeführt vom engagierten Irvin Bertrand, ersetzt werden. Den Gästen aus dem Saarland fehlte indes ihr „Capitano“, Patrick Franziska, und der Japaner Takuya Jin. Nicht alle Trümpfe wurden also im Hinblick auf die beiden Halbfinals in der Champions League (TTCLM) schon vorgezeigt. Wobei die Mühlhäuser in Fragen der Aufstellung etwas bestimmter zu Werke gingen, der Pokalsieger von 2022 derweil konventioneller auf die beeindruckenden Fähigkeiten von Darko Jorgic, Nummer neun der Tischtennis-Welt, vertraute.

Zunächst ohne direktes Eingreifen des starken Slowenen, erwischten die Gäste den besseren Start. Tomas Polansky hatte Gefallen daran gefunden, Daniel Habesohn wirksam zu piesacken. Der Kapitän der Mühlhäuser führte mehrfach durchaus komfortabel, sah sich dennoch verwundert mit einem 0:2-Satzrückstand konfrontiert. Aus Sicht der Hausherren hätte das Spiel nun schnell auf die schiefe Bahn geraten können, doch Habesohn arbeitete sich zurück, wehrte einen Matchball ab und behauptete sich schließlich unter tosendem Beifall der knapp 300 Zuschauer am Kristanplatz (3:2/1:0).

Apropos piesacken: Das war gleichsam die Devise für Ovidiu Ionescu gegen Darko Jorgic. Und die Taktik ging auf – wenigstens bis zu Beginn des fünften Durchgangs. Von da an zog der Saarbrücker Top-Mann unwiderstehlich davon und glich zum 1:1 aus (3:2). Schlüssel-Charakter besaß im Anschluss das Kräftemessen zwischen Post-Überflieger Steffen Mengel und dem Belgier Cedric Nuytinck. Mengel, in den letzten Wochen und Monaten in bestechender Verfassung, ließ ein wenig die taktische Disziplin vermissen und hatte seine liebe Mühe, ehe das knappe 3:2 perfekt war. „Dass ich solche richtig schwierigen Spiele gewinne, in denen ich auch mal ein paar Fehler mehr mache, zeugt doch von viel Selbstvertrauen“, sagte der Siegerländer augenzwinkernd. Unter den fachkundigen Augen seines Bruders Michael Mengel schraubte er seine Einzelbilanz auf 14:6.

Was nun folgte, das war Tischtennis im Hochgenuss-Modus. Beim Stand von 2:1 für den Post-Express gönnten Daniel Habesohn und Darko Jorgic den Fans einen Weltklasse-Schlagabtausch, die Luft am Kristanplatz schien elektrisch aufgeladen. Und als sich der Mühlhäuser Routinier beim 1:2 in Sätzen noch einmal gehörig zu steigern wusste, hielt es niemanden mehr auf den Rängen. Schlag um Schlag wurde Habesohn sicherer und dynamischer – bis zum verwandelten Matchball eine Klasseleistung, die man in der Form selbst am Kristanplatz nicht im Überfluss zu sehen bekommt (3:2/3:1).

Die Mannschaft im kollektiven Jubel, zwei wertvolle Punkte auf dem Konto, ein begeisterter Trainer via Handy-Videoanruf zugeschaltet, ein enthusiastisches Publikum und ein gefestigter vierter Rang: Mühlhäuser Tischtennis-Herz, was willst du mehr? Nun ja, vielleicht wieder einen funktionierenden Live-Stream. Die mittlerweile unerklärlichen Ausfälle sind ein ganz bitterer Wermutstropfen, den bloß die Süße über den zweiten Sieg überhaupt gegen Saarbrücken zu lindern vermag.