Nach langer Meniskusriss-Pause und anschließendem Findungsprozess erobert Steffen Mengel von Tischtennis-Erstligist Post Mühlhausen bei den NDM den dritten Platz im Herren-Einzel. Borussia Düsseldorfs neuer Deutscher Meister, Dang Qiu, ist im Halbfinale eine Nummer zu groß – selbst für den hünenhaften Siegerländer.
Saarbrücken. Der Ausflug von Düsseldorf ins Saarland hätte für Steffen Mengel zu einem recht kurzen Abstecher werden können. Gleich zwei Mal stand der Tischtennis-Profi des Post SV Mühlhausen bei den 90. Nationalen Deutschen Meisterschaften in Saarbrücken in der Herren-Konkurrenz vor dem Aus. Doch dem Siegerländer gelang es, sich immer wieder zu befreien und schließlich in kampfstarker Manier bis ins Halbfinale des Einzelwettbewerbs vorzudringen. Beachtlich, bedenkt man die lange Pause, die ein Meniskusriss im Dezember 2021 erzwungen hatte. Die Bronzemedaille und besonders der Auftritt gegen einen im Moment schier übermächtigen Dang Qiu (Borussia Düsseldorf) sollten dem Postler viel Zuversicht dafür schenken, dass noch genügend Profi-Energie in ihm steckt.
Den Start Mengels in den vermeintlich wichtigsten Wettbewerb des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) musste selbst der stets besonnene Michael Günzel als „ziemlich holprig“ betiteln. Der ehemalige Mühlhäuser Regionalliga-Spieler hatte Mengel sowie Posts Damen-Starterin Denise Husung das gesamte Wochenende in der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule unter seinen Fittichen – und er durfte letztlich mit beiden zufrieden sein.
In der ersten Runde sollte sich Mengel, der zuletzt wenigstens zu zwei Einsätzen in der Elite-Gruppe des TT-Intercups gekommen war, gegen Jens Köhler (TTC Börde Magdeburg) schadlos halten (11, 8, 1, 3). Allerdings stellten sich danach einige Rhythmusstörungen ein. Im Duell mit Kirill Fadeev (BV Borussia Dortmund) lag der favorisierte Mühlhäuser prompt mit 0:2 und 1:3 in Sätzen zurück und kassierte zwischenzeitlich zu allem Überfluss einen Ball-Treffer ans Auge. Viel brenzliger sollte es nach einer medizinischen Auszeit nicht mehr werden – die Sätze fünf bis sieben hatte Mengel im Griff und gewann 4:3 (-11, -3, 9, -10, 4, 7, 2). „Schön ist anders, aber gewonnen ist gewonnen. Steffen wird sich zu steigern wissen“, resümierte Günzel knapp. Der Coach sollte Recht behalten.
Im Viertelfinale, gegen den frisch zu Rekordmeister Düsseldorf wechselnden Kay Stumper (bis 30. Juni beim TTC Neu-Ulm), wurde es Stück für Stück besser; sieben Sätze und einige aufgebrauchte Reserven später hatte Mengel das Halbfinale und die Bronzemedaille sicher (-4, 6, -6, 6, 9, -11, 4). Dass ihm der große Streich verwehrt geblieben ist, hatte zwei kapitale Ursachen. Zum einen ist Dang Qiu mittlerweile auf Platz zehn der Tischtennis-Weltrangliste angekommen und agiert entsprechend. Zum anderen ließ Mengel die eine oder andere lukrative Chance aus. Gerade die ersten Sätze und der vierte Durchgang mussten keinesfalls zwingend an den Düsseldorfer gehen (-10, -9, 5, -11, -5). Alleine in Satz vier hatte der Postler drei Satzbälle, um auf 2:2 zu stellen. So wurde es ein 4:1 für den starken Borussen.
In der Endabrechnung sicherte sich Dang Qiu mit einem souveränen 4:1-Endspielsieg über Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt) sein erstes DM-Gold im Einzel; gemeinsam waren die zwei Finalisten im Doppel nicht zu gefährden und holten den fünften Titel am Stück. Ein beeindruckender Rekord, der selbst Roßkopf, Fetzner & Co. vorenthalten geblieben ist.
Für Steffen Mengel ist der nächste wichtige Termin kein sportlicher – er wird seine Daniela vor den Traualtar führen und anschließend ein wenig flittern. Den Rest des Sommers muss er in die intensive Vorbereitung auf die Saison 2022/23 in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) stecken – schließlich hat der Post SV einiges zu verteidigen. Unter anderem auch einen Bronzerang.