In der Tischtennis-Bundesliga ringt der Post SV Mühlhausen auch den starken TTC Fulda-Maberzell mit 3:2 nieder und gleicht das Punktekonto aus. Kapitän Daniel Habesohn überragend, Irvin Bertrand begeistert im Entscheidungsdoppel.
Mühlhausen. Was für Wochen liegen hinter der ersten Mannschaft des Post SV – Wochen, die den 0:8-Auftakt in die nunmehr neunte Saison der Mühlhäuser in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) längst haben vergessen lassen. „Es wurde einiges geschrieben, was uns nicht sonderlich behagt hat: Katastrophe, Fehlstart, Krise. Dabei wurde scheinbar nicht darauf geachtet, gegen wen, vor allem aber, wie wir in den ersten vier Liga-Spielen aufgetreten sind. Zum Glück haben wir in dieser Phase nur auf uns geschaut, weiter hart gearbeitet und fest an unsere Fähigkeiten als Team geglaubt“, erinnert sich Erik Schreyer, Chef-Trainer des Post SV.
Mit dieser Devise waren die Müntzerstädter bestens bedient; gewichtige Gründe weiter zurückzublicken als bis zum 9. September, gibt es – jedenfalls im Moment – nicht. An diesem Sonntag war gegen den ASV Grünwettersbach der erste Erfolg der Serie geglückt, einen 0:2-Rückstand hatten die Postler in ein 3:2 gewandelt. Und von diesem Augenblick an sollte es deutlich bergauf gehen. Im Pokal-Wettbewerb wurde, erstmals seit 2017, das Final-Four-Turnier (8. Januar 2022 in Neu-Ulm, eine mögliche Fan-Fahrt wird ab dem 16. November geplant) gebucht; in der TTBL folgten zudem noch drei Siege – alle drei mit 3:2. „In der Rückrunde der Saison 2019/20 sind uns fünf Erfolge am Stück gelungen. Doch sechs Siege, wettbewerbsübergreifend und ausnahmslos gegen richtig starke Gegner, das gab es bisher nicht“, erklärt ein zufriedener Thomas Baier. Der Präsident des Post SV hat höchst selbst die Mühlhäuser Statistikbücher gewälzt.
Das i-Tüpfelchen auf das Ganze setzte gewiss der jüngste 3:2-Triumph über den heißen Play-off-Kandidaten TTC Fulda-Maberzell. Angeführt von einem alles überragenden Kapitän Daniel Habesohn vermochten es die Postler, ihre Anhängerscharen und das gesamte Mühlhäuser Umfeld endgültig in beste Tischtennis-Laune zurückzuversetzen. Zunächst hatte der bärenstarke Österreicher dem deutschen Jung-Nationalspieler Meng Fan Bo eine eindeutige 0:3-Niederlage zugefügt und die Hausherren am Kristanplatz mit 1:0 in Front gebracht. Später, als die Partie längst zu kippen gedroht hatte, rang Habesohn in Fuldas Top-Mann Quadri Aruna die Nummer 16 der Tischtennis-Welt nieder (3:2) und ermöglichte durch sein 2:2 erst das entscheidende Doppel. Es war Habesohns 79. Einzelsieg in der TTBL und damit im gelben Trikot der Thüringer.
Dieses mündete schließlich in einen Gala-Aufritt von Irvin Bertrand, der längst dem Status eines Neuzugangs entwachsen ist. Der junge Franzose agierte derart gut, dass der kleine Fehlerteufel, der sich auf Steffen Mengels Arm gesetzt zu haben schien, wenig auszurichten vermochte. Und da der Siegerländer vor allem im ersten und am Ende des vierten Durchganges beständig und clever agierte, war das 3:1 über das osthessische Spitzendoppel Alexandre Cassin/Meng Fan Bo, sie waren mit der Empfehlung einer 3:1-Bilanz angereist, folgerichtig und ließ fast alle Dämme brechen. Zumindest Trainer Erik Schreyer hüpfte in überschwänglicher Manier durch die Box.
Dass es an diesem 8. Spieltag in Mühlhausen überhaupt so spannend wurde, lag unumstößlich an der weiter gewachsenen Qualität des TTC Fulda-Maberzell. In Ruwen Filus hatte immerhin ein künftiger Einzel-WM-Fahrer auf der Bank Platz genommen – und dennoch hatten die Barockstädter einige Möglichkeiten, das gut gefüllte Punktekonto eines Tabellendritten aufzustocken. Quadri Aruna, einer der besten TTBL-Akteure der bisherigen Runde, nahm Mühlhausens Ovidiu Ionescu wahrlich nicht zum ersten Mal den möglichen Sieg vom Schläger (3:1) und Alexandre Cassin, neu im Dress des TTC, überzeugte gegen einen tapferen Steffen Mengel mit Geschwindigkeit und Durchschlagskraft (3:2). Dennoch, die Fuldaer Gesamtrechnung hatte Habesohn und Bertrand nicht inkludiert, so dass letztlich bloß der Post SV nebst Angang in Hochstimmung verblieb.
Ob die internationale November-Pause nun wirklich zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen ist, das wird sich vermutlich erst Anfang Dezember zeigen – am 5. Dezember ist der Post-Express zu Gast beim SV Werder Bremen. Gewissheit für diese Ansetzung gibt es derweil noch nicht, es könnte sich kurzfristig der World Cup als offizieller Verlegungsgrund dazwischenmogeln. „Ich sehe das recht locker, denke weiterhin nur Schritt für Schritt. Denn, das haben wir am eigenen Leib erfahren: In dieser ausgeglichenen Liga kann es so schnell gehen – in die eine, wie in die andere Richtung. Deshalb bleiben unsere Ziele gesteckt und wir werden diese akribisch verfolgen“, erklärt Erik Schreyer entspannt.