Die Herren des Post SV ringen auswärts den TTC Neu-Ulm mit 3:2 nieder – für die Mühlhäuser ist es der dritte Sieg in Serie in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL). Im Pokal-Achtelfinale feiert die Schreyer-Truppe einen klaren 3:0-Erfolg über den TSV Bad Königshofen.
Mühlhausen. „Das war eine absolute Weltklasse-Vorstellung, die Steffen Mengel im Doppel geboten hat. Er hat viel Verantwortung übernommen und reihenweise sensationelle Bälle getroffen“, sparte Erik Schreyer nicht mit Lob für seinen hochgewachsenen Spieler. Doch bevor das 3:2 der Herren des Post SV Mühlhausen beim TTC Neu-Ulm unter Dach und Fach war und die Elogen angestimmt wurden, stand neuerlich und absolut typisch für die Saison 2021/22 in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) ein echter Krimi auf dem Programm. Letztlich und zum dritten Mal in Serie im Doppel mit dem besseren Ende für die Müntzerstädter, die sich damit im Tableau etwas berappeln konnten.
Zu Beginn der Partie beim erstmals in der Champions League startenden TTC deutete viel auf einen neuerlichen Fehlstart für die Postler hin: Steffen Mengel geriet im Duell mit dem körperlich deutlich verbesserten 21-jährigen Griechen Ioannis Sgouropoulos rasch mit 0:2 in den Sätzen in Rückstand. Doch der Siegerländer steckte nicht auf, wehrte sogar einen Matchball ab und behauptete sich noch knapp mit 3:2. Wie wichtig die 1:0-Führung war, sollte im weiteren Verlauf der Begegnung allen im Mühlhäuser Lager unmissverständlich klar werden. Daniel Habesohn ließ seinerseits sogar zwei Matchbälle gegen Team-Vizeeuropameister Lev Katsman aus – der talentierte Russe egalisierte mit einem nervenstarken 3:2 für die Neu-Ulmer. Und diese schickten sich an, die Initiative zu gewinnen. Allerdings wehrte sich Irvin Bertrand gegen Tiago Apolonia, der Portugiese ist aktuell einer der bilanzstärksten Akteure der TTBL, mit aller Macht und so ging auch das dritte Einzel des Abends in den finalen fünften Durchgang. Hier traf Apolonia die eine oder andere richtige Entscheidung mehr als sein jüngerer französischer Kontrahent, der neuerlich alles andere als enttäuschte (2:3).
Der 1:2-Rückstand schreckte die Thüringer jedoch nicht. Kapitän Habesohn steigerte sich rechtzeitig und deutlich genug, um Sgouropoulos souverän in Schach zu halten (3:1) und sein Team zum fünften Mal in dieser Spielzeit in das Doppel zu führen. Mühlhausens Coach Schreyer hatte wiederum Linkshänder Bertrand das Vertrauen geschenkt, ihm aber, nach Habesohn und Ionescu, erstmals Mengel an die Seite gestellt. Ein Variante, die ebenso vorzüglich funktionieren sollte, wie die jüngsten Doppel nach einer notwenigen Experimentierphase. Apolonia, WM-Bronze-Gewinner von 2019, und Katsman, amtierender Europameister im Doppel, schienen der Papierform nach favorisiert, doch Mengel und Bertrand behielten in drei äußerst spannenden, engen Sätzen die Oberhand (3:0). Das wichtige 3:2 erzeugte erhebliche Euphorie im Lager der Mühlhäuser – mit nunmehr 6:8-Punkten auf dem Konto hat sich die tabellarische Situation zwar längst nicht entspannt, doch der Trend der vergangenen Wochen gibt durchaus Anlass zur Hoffnung.
Und der anschließende Auftritt im Achtelfinale des nationalen Pokalwettbewerbs gegen den TSV Bad Königshofen dürfte weiteren Auftrieb geben – mit einem 3:0 über einen derart guten Gegner hatten wohl auch die kühnsten Optimisten auf Seite des gastgebenden Post SV nicht gerechnet. Vor etwa 160 Zuschauern in der Halle am Kristanplatz boten die Hausherren die vielleichte beste Vorstellung der bisherigen Saison. Daniel Habesohn agierte gegen Maksim Grebnev kaltblütig und taktisch tief beeindruckend. Der hochveranlagte Russe, bei der Europameisterschaft in Cluj noch Sieger über den erfahrenen Österreicher, fand kein probates Mittel und musste sich deutlich geschlagen geben (0:3). Allerdings schienen die Akkus des eigentlichen TSV-Energiebündels alles andere als voll gewesen zu sein – nur verständlich nach den Ereignissen und Erfolgen der letzten Wochen. Silber bei einer Team-EM und große Siege – beispielsweise über einen Daniel Habesohn – sind (noch) nicht alltäglich.
Im Windschatten ihres Kapitäns folgten dann Ovidiu Ionescu nach überstandenen Oberarm-Problemen und Steffen Mengel. Ionescu und Bad Königshofens Spitzenmann, Bastian Steger, boten im Anschluss vier Durchgänge auf tollem Niveau – beim 2:2 entschieden schließlich die etwas besseren Nerven zugunsten des Postlers (3:2). Nach der Pause folgte eine Machtdemonstration durch Mengel über Kilian Ort, der sich zwar erheblich zu steigern wusste und unter dem einsetzenden Geläut der Glocken der Divi-Blasii-Kirche den dritten Satz gewann. Die spielerische Gravitation Mengels war jedoch einfach zu stark (3:1).
Im Viertelfinale des Pokals genießt der Post SV erneut Heimrecht; zu Gast sein wird TTBL-Konkurrent ASV Grünwettersbach. Ob des Spieltermins suchen beide Vereine gerade eine adäquate Lösung.