Mühlhausens Neuzugang Irvin Bertrand spielt gegen Timo Boll groß auf, Ovidiu Ionescu glänzt – zum Aufgalopp der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) muss sich der Post SV mit 1:3 in Düsseldorf beugen.
Von Thomas Stecher
Düsseldorf. Die Herren des Post SV Mühlhausen sind ordentlich in die Saison der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) gekommen. Dank einer kämpferisch überzeugenden Vorstellung boten die Thüringer der hoch favorisierten Düsseldorfer Borussia lange Zeit gut Paroli und schnupperten phasenweise sogar an einer faustdicken Überraschung. Allerdings war der Top-Favorit auf den Deutschen Meistertitel – einmal mehr – etwas abgeklärter und hatte in Superstar Timo Boll eine wasserdichte Versicherung auf den Sieg. Das 1:3 aus Sicht der Gäste war dennoch aller Ehren wert.
Dass es, endlich wieder vor Zuschauern, ein spannender Abend wurde, lag nicht unwesentlich an Post-Neuzugang Irvin Bertrand. Der 21-jährige Franzose hatte es bei seiner TTBL-Premiere mit keinem Geringeren als Timo Boll zu tun. Und in den ersten eineinhalb Sätzen schien am Tisch eine gewisse Normalität zu herrschen: Boll agierte zunächst routiniert und fast fehlerfrei, doch spätestens in der Mitte des zweiten Durchgangs hatte Bertrand seine Unbekümmertheit gefunden und spielte groß auf. Die Sätze zwei und drei gingen verdient an den Postler; eine Sensation lag in der Luft und Boll musste etliche Male tief durchatmen. Gutes Auf- und Rückschlagspiel sowie knallharte Vorhände des Postlers versetzten die 320 Tischtennis-Fans ins Staunen. Boll wäre nicht Boll, hätte er in solchen Situationen keine Antwort im Repertoire – der vierte Satz ging klar an den Europameister. Wer nun für den Entscheidungssatz mit einer deutlichen Angelegenheit gerechnet hatte, sollte die Rechnung ohne den jungen Mühlhäuser gemacht haben. Bertrand ließ sich nicht abschütteln und bewies in tollen Ballwechseln sein großes Potenzial, doch der Düsseldorfer behielt mit Können, Nerven und ein wenig Fortune mit 11:9 die Oberhand.
Mit der 1:0-Führung im Rücken schickten die Hausherren in Anton Källberg den bilanzstärksten Akteur der letzten Runde gegen Steffen Mengel ins Rennen. Den zerfahrenen ersten Satz hätte der Mühlhäuser zwingend für sich entscheiden müssen, doch neuerliche Aufschlag-Debatten mit den Referees und zwei Fehlaufschläge beim 9:7 durchkreuzten alle Matchpläne. Källberg steigerte sich in Folge, gewann im Endeffekt souverän und stellte auf 2:0.
Nach der Pause zeigte Mühlhausens Ovidiu Ionescu im Duell mit Kristian Karlsson genau das, was den Gästen bisher etwas gefehlt hatte: Kaltschnäuzigkeit. Gegen den kraftvollen Schweden, auf Position 28 der aktuellen Weltrangliste geführt, wandelte er ein 0:1 in einen 3:1-Erfolg, ließ sich von Rückständen und vergebenen Führungen nicht aus der Ruhe bringen. Der Anschluss war geschafft.
Doch die Borussen hatten mit Timo Boll ihren nach wie vor höchsten Trumpf in der Hinterhand. Steffen Mengel wusste sich zwar erheblich zu steigern und arbeitete sich großartig in die Partie, doch die Nummer 10 der Tischtennis-Welt hatte überwiegend die besseren Antworten parat. Die Düsseldorfer durften somit einen 3:1-Heimsieg bejubeln, wussten aber auch, dass es ein erhebliches Stück Arbeit war, die zwei Punkte einzufahren.
Es gibt sicherlich einfachere Gegner zum Saisonstart als Düsseldorf. Aber man hat gesehen, dass wir nicht hierhergefahren sind, um das Spiel abzuschenken. Wir haben einen großen Kampf geliefert, es waren tolle Ballwechsel dabei. Am Ende muss man sagen: In den entscheidenden Momenten hatte Düsseldorf immer die besseren Antworten parat.
Post Mühlhausens Trainer Erik Schreyer im offiziellen TTBL-Interview
Extralob gab es für Irvin Bertrand und Ovidiu Ionescu.
Bereits am Mittwoch, 25. August 2021 (19 Uhr), steht gegen den TSV Bad Königshofen das erste Heimspiel auf dem Plan – dann wieder mit Kapitän Daniel Habesohn und vor Zuschauern. Die Abendkasse in der Postsporthalle ist ab 18.00 Uhr geöffnet.
Es gelten – nach Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt und anhand eindeutiger Vorschriften der TTBL – die „3G-Regeln“.
Heißt: Zutritt zur Halle am Kristanplatz erhalten nur Personen, die vollständig geimpft, genesen/geimpft oder tagesaktuell getestet sind.
Je nach Auslastung der Platzkapazitäten können weitere Maßnahmen notwendig werden. Abseits des eigenen Sitzplatzes gilt ohnehin generelle Maskenpflicht.
Die Ergebnisse des 1. Spieltags in der Übersicht:
| Timo Boll – Irvin Bertrand | 3:2 (11:4, 9:11, 6:11, 11:3, 11:9) | 1:0 |
| Anton Källberg – Steffen Mengel | 3:0 (12:10, 11:6, 11:7) | 2:0 |
| Kristian Karlsson – Ovidiu Ionescu | 1:3 (11:6, 8:11, 7:11, 10:12) | 2:1 |
| Timo Boll – Steffen Mengel | 3:0 (11:3, 17:15, 11:8) | 3:1 |